Lese-Tipp – Mary Roos (mit Pe Werner): Aufrecht gehn

Sie war Teil von “Sing meinen Song” bei VOX, ist in den letzten Jahren mit Kabarettprogrammen auf Tournee, deren Titel so gewagt sind, dass Leser*innen und Leser sie bitte googeln. Als Sängerin wurde sie bereits im Kindesalter entdeckt, landete 1972 beim Grand Prix Eurovision de la chanson einen dritten Platz als deutsche Teilnehmerin und schaffte … Lese-Tipp – Mary Roos (mit Pe Werner): Aufrecht gehn Weiterlesen »

Sie war Teil von “Sing meinen Song” bei VOX, ist in den letzten Jahren mit Kabarettprogrammen auf Tournee, deren Titel so gewagt sind, dass Leser*innen und Leser sie bitte googeln. Als Sängerin wurde sie bereits im Kindesalter entdeckt, landete 1972 beim Grand Prix Eurovision de la chanson einen dritten Platz als deutsche Teilnehmerin und schaffte …

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Sie war Teil von “Sing meinen Song” bei VOX, ist in den letzten Jahren mit Kabarettprogrammen auf Tournee, deren Titel so gewagt sind, dass Leser*innen und Leser sie bitte googeln. Als Sängerin wurde sie bereits im Kindesalter entdeckt, landete 1972 beim Grand Prix Eurovision de la chanson einen dritten Platz als deutsche Teilnehmerin und schaffte es zu der Zeit mit Live-Auftritten bis ins legendäre Pariser Olympia. Mary Roos hat in 60 Jahren im Showbusiness die Kunst verstanden, mit immer wieder neuen Facetten zu überraschen. Und der so oft gebrauchte und daher durchaus abgenutzte Zusatz “wie sonst niemand” hat hier absolut seine Berechtigung.

Und nun kommt eine weitere Facette hinzu, denn auch als Autorin hat sie gleich einen Treffer hingelegt. Ihre Autobiographie hat sie zusammen mit Pe Werner geschrieben, Kollegin – und Freundin. Der Titel benennt, klar, eines ihrer Lieder, das auf Umwegen zum Hit wurde. Denn als ihre zweite Teilnahme beim Grand Prix ging “Aufrecht gehn” live eher daneben. Das allerdings hing mit einem Nackenschlag zusammen, den das Leben ihr unmittelbar vor dem Auftritt verpasste. Geschenkt – längst gehört der Song zu den Eurovisions-Evergreens – die nationale Vorentscheidung hatte er, völlig verdient, für sich entschieden.

Die Autorin Mary Roos hat einen wunderbar trockenen Humor, der in Interviews und Porträts seit Jahrzehnten zu lesen und zu hören ist. Sie verklärt nichts, sieht im Rückblick ihre frühe Karriere eher ironisch als selbstverliebt, erweist sich in der Charakterisierung ihrer Eltern – Temperamentbündel trifft auf “die Ruhe selbst” – als exzellente Beobachterin (und nicht nur da) und kennt – logisch – die Tücken und Macken des Künstlerinnendaseins nur zu gut.

Eine schrille Alte habe sie immer schon werden wollen, schreibt sie gleich zu Beginn. Wem das zu negativ klingt, dem sei vorgeschlagen: Aus dem Kinderstar Mary Roos ist im Laufe ihrer Karriere eine Frau geworden, die bunte Kleidung dem Rentnerinnen-Beige-in-Beige vorzieht und die man aus gutem Grund weder übersehen noch überhören – und jetzt auch nicht mehr überlesen kann. Und so interpretieren wir jetzt mal auch den Untertitel. Vom Gesang hat sie sich vor einigen Jahren ganz offiziell zurückgezogen, das als freie Entscheidung. In anderen (vielleicht in noch unbekannten) Facetten wird sie uns sicher noch lange begegnen.

Mary Roos (mit Pe Werner): Aufrecht gehn. Mein liederliches Leben. Rowohlt Verlag; 22 Euro.