Fast vergessene Kleinwagen (1): Das Fuldamobil
Ab 1950 sorgte eine automobile Kreation für Freude und Verwunderung zugleich: Das war das aus der nordhessischen Bischofsstadt Fulda stammende „Fuldamobil“ des Unternehmens „Elektromotorenbau Fulda“. Zunächst als Dreirad konzipiert und gebaut, etwas später dann als Vierrad angeboten, wobei das Dreirad-Modell weiterhin zu ordern war. Die Premiere fand dort ausgerechnet während eines Fastnachtsumzugs statt. Wir hatten ein Testfahrzeug – eine ganze Woche lang, eine voller Überraschungen.
Ab 1950 sorgte eine automobile Kreation für Freude und Verwunderung zugleich: Das war das aus der nordhessischen Bischofsstadt Fulda stammende „Fuldamobil“ des Unternehmens „Elektromotorenbau Fulda“. Zunächst als Dreirad konzipiert und gebaut, etwas später dann als Vierrad angeboten, wobei das Dreirad-Modell weiterhin zu ordern war. Die Premiere fand dort ausgerechnet während eines Fastnachtsumzugs statt. Wir hatten ein Testfahrzeug – eine ganze Woche lang, eine voller Überraschungen.
Gehen wir zunächst vom äußeren Eindruck aus: Auffallend war die nicht halbierte oder anderweitig geteilte Panorama-Frontscheibe, die Fahrer und Passagieren einen mit CinemaScope vergleichbaren Blick auf Landschaft und Verkehrsgeschehen bot. Bei der Haptik-Prüfung der Karosserie empfing uns ein Korpus, dessen Basis mehrfach verleimtes Sperrholz und das mit einer Kunststoffhaut eng bespannt war. Eine nahezu unzerstörbare Kombination und vor allem regendicht. Als Antriebsquelle diente zunächst ein Zweitaktmotor von Zündapp mit 200 Kubikzentimetern, der in unserem Testmobil, einem der ersten Serienfahrzeuge, sagenhafte 6,5 PS Leistung generierte. Der Hersteller wechselte dann im Laufe der Jahre mehrfach den Motorenlieferanten und damit auch die Leistungen des Triebwerks. So kamen auch Antriebsquellen von ILO, Fichtel & Sachs sowie, gegen Ende der Produktion, sogar ein Viertakter von Heinkel zur Verwendung. Auch die Außenhaut des Mobils wandelte sich: zeitweise kam statt Holz und Plastik auch eine Aluminium-Karosserie zum Einsatz. Das war dann der “Silberfloh” im Volksmund. Das Dreirad bekam schon recht früh den Spitznamen “Der rasende Cellokasten”, wie er noch heute im Original im Technikmuseum von Marxzell und bei Perry Eckert in Fichtelberg zu sehen ist. Während also die Sicht nach vorne unbeschreiblich gut ist, begnügte sich die Sicht nach hinten dank eines Bullauges mit nur knappstem Blickwinkel. So musste der Fahrer mit zwei Handspiegeln regelrecht jonglieren, um bei Rückwärtsfahrt halbwegs unfallfrei zu agieren. Federung und Dämpfung ließen sogar eine leichte Ahnung von Komfort aufkommen. Damit kommen wir zum Thema “Straßenlage”. Im Stand und bei Fußgängertempo dürfen wir das Thema als “befriedigend” abhaken. Im Straßenverkehr und bei etwas flüssigerem Tempo lässt sich nur wenig feststellen: Das Fuldamobil hatte nämlich gar keine Straßenlage, denn es neigte schon bei normal-zügiger Fahrt zum Umkippen, natürlich plötzlich und unangemeldet.
Die strömungsgünstige Form wurde schon in den 50er und 60er Jahren als “Strom-Linie” bezeichnet. Wir maßen nach mithilfe eines Ampèremeters: nach Einbringung aller Nebenfaktoren wie Außentemperatur, Wechselkurs des Dollars, Gewicht des Auspuffs und des Luftdrucks aller Reifen: zusammen kam beim 6 Volt Batterieangebot ein beispielhafter Luft-Wind-Beiwert von 0,29 heraus. Lizenzbauten vom Fuldamobil wurden in zahlreiche Länder vergeben. Damit war der Erfolg des “Cellokastens” perfekt.
Fotos: Frank Nüssel