Verkehrszeichen: Vom zarten Pflänzchen bis zum Wald
Verkehrsschilder sind älter als das Automobil. Doch ohne dieses hätte es die deutschen Schilderwälder wohl nie gegeben.
Verkehrsschilder gibt es heute an jeder Ecke. Seit fast 150 Jahren prägen sie nun Straßenränder und Kreuzungen. Ein Blick auf fünf wichtige Etappen in ihrer Geschichte.
1877: Regelnde Hinweise für Reisende gibt es schon seit Jahrhunderten, zunächst in Form von Steintafeln, auf denen Ver- und Gebote sowie auch gleich die angedrohte Strafe bei Zuwiderhandlung eingraviert waren. Mit steigendem Verkehrsaufkommen stieg der Regelungsbedarf im 19. Jahrhundert immer weiter an, zunächst wurde die Aufstellung von Schilden aber regional geregelt. Die ersten einheitlichen Verkehrsschilder in Deutschland waren Warntafeln an Bahnübergängen, die 1877 durch Reichsgesetz vorgeschrieben wurden.
1910: Waren Art und Aussehen der Schilder anfangs je nach Landstrich unterschiedlich, kam schon Anfang des 20. Jahrhunderts die Notwendigkeit zur Systematisierung auf. Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Monaco, Österreich-Ungarn und Spanien einigten sich 1909 auf einen gemeinsamen Zeichen-Katalog, der 1910 im deutschen Reichs-Gesetzblatt veröffentlich wurde. Er führte vier kreisrunde Verkehrseichen mit weißer Schrift auf blauem Grund auf, die außerhalb der Städte vor scharfen Kurven, Unebenheiten, Kreuzungen und Bahnübergängen warnten.
1968: Weil das Verkehrsaufkommen – auch das grenzüberschreitende – immer weiterwuchs, wurden nach dem Zweiten Weltkrieg weitere internationale Vereinheitlichungen nötig. 1968 verabschiedeten die Vereinten Nationen daher das „Wiener Übereinkommen über Straßenverkehrszeichen“, dem bisher fast 70 Länder beigetreten sind. Inhalt waren vereinheitlichte Piktogramme, die weltweit das Verstehen von Straßenschildern erleichtern sollten. Neben Verkehrszeichen wurden auch Lichtsignalanlagen und Fahrbahnmarkierungen standardisiert.
1997: Jedes dritte Verkehrsschild sei unnötig, kritisierte der ADAC Ende der 90er-Jahre. Und demonstrierte das auch gleich, indem er im Städtchen Selm fast die Hälfte aller Schilder abdeckte. Ohne negative Folgen für die Verkehrssicherheit, wie sich herausstellte. Kurze Zeit später sollte der Rest der Republik dem Vorbild folgen: Die StVO-Novelle von 1997 erlaubt das Aufstellen von Schilden nur noch dort, wo dies auf Grund der besonderen Umstände zwingend erforderlich ist. Vielerorts lichtete sich das Zeichengewirr daraufhin. Allerdings wohl nicht stark genug, denn 2009 stand die nächste, bislang letzte, „Schilderwald“-Novelle an.
2008: Mussten bayerische Verkehrsschilder zunächst nur von Bayern, dann von Deutschen und schließlich von Autofahrern aller Nationen sicher erkannt werden, müssen sie künftig auch maschinenlesbar sein. Schon heute sind Assistenzsysteme wie die Verkehrszeichenerkennung in der Lage, Tempolimits und deren Aufhebung einigermaßen sicher zu erkennen. Die Technik ist seit mehr als einem Jahrzehnt etabliert, war 2008 bereits bei Mercedes-Modellen an Bord. Heute ist sie auch in Kleinwagen verfügbar. In Zukunft werden auch autonome Autos die Zeichen am Straßenrand sicher und schnell erkennen müssen. Neuartige Symbole braucht es dazu wohl nicht, allerdings muss die Bilderkennungs-Software der Autos noch besser werden.
Fotos: Daimler