Tradition: 60 Jahre Mini Cooper

Enzo Ferrari fuhr einen, viele Formel-1-Champions wie Niki Lauda starteten ihre Motorsport-Karriere in dem kleinen Engländer und für die Beatles im Swinging London der Sixties war er die pulsbeschleunigende Alternative zu ihrem popfarbenen Rolls-Royce: Der vor genau 60 Jahren gezündete Mini Cooper ist bezahlbarer Britpop und brachte sogar das Establishment der Luxus-Liga ins Wanken.

Enzo Ferrari fuhr einen, viele Formel-1-Champions wie Niki Lauda starteten ihre Motorsport-Karriere in dem kleinen Engländer und für die Beatles im Swinging London der Sixties war er die pulsbeschleunigende Alternative zu ihrem popfarbenen Rolls-Royce: Der vor genau 60 Jahren gezündete Mini Cooper ist bezahlbarer Britpop und brachte sogar das Establishment der Luxus-Liga ins Wanken.

Den kongenialen Vätern dieses automobilen Kraftzwergs, Alec Issigonis und John Cooper, gelang ein Auto, das auf Großstadtboulevards als Stil-Ikone für Millionen brillierte. Eine Karriere, die dem kleinsten Modell des damals größten europäischen Autokonzerns British Motor Corporation (BMC) keineswegs in die Wiege gelegt wurde. Hatte doch Konstrukteur Alec Issigonis den 1959 als Austin Seven und Morris Mini Minor lancierten Drei-Meter-Winzling als praktisches Alltagsauto für die Massen vorgesehen und nicht als Powercar für Adrenalinjunkies. Deshalb war Issigonis strikt gegen die von Cooper geplanten Motorsportaktivitäten. Cooper wiederum war sich seiner Sache so sicher, dass er 1961 bei BMC-Boss George Harriman vorsprach, das „Go“ erhielt und zwei Pfund Sterling Tantiemen pro verkauftem Mini Cooper aushandelte.

Schon 1958 zeigte Issigonis seinem Freund Cooper Vorserienversionen des Mini und dieser war auf Anhieb begeistert vom Potenzial der Prototypen. Cooper schickte prompt 1959 einen Formel-1-Fahrer in einem modifizierten Serien-Mini auf die Reise zum GP nach Monza und dieser traf in bella Italia schneller ein als ein gleichzeitig gestarteter Aston Martin DB4. Ein starker Auftakt, der für die Supercars dieser Welt ein Zeichen an der Wand sein sollte. Aber bevor der Mini zum Helden der Rallye Monte Carlo und erstem Dienstwagen späterer F1-Weltmeister wie Graham Hill, Jochen Rindt, Jackie Stewart oder James Hunt aufsteigen sollte, stand eine 1.000-Einheiten-Test-Edition, für die BMC-Chef George Harriman 1961 grünes Licht gegeben hatte. John Cooper baute in den Mini 1961 ein Triebwerk, das für die Formel Junior gedacht war und ließ vom Flugzeughersteller Lockheed die damals weltweit kleinsten Scheibenbremsen anfertigen. Mit 40 kW/55 PS und einer Vmax von 145 km/h hatte dieser erste – in Deutschland für 7.410 Mark verkaufte – Mini Cooper auf Rundstrecken genug Power zum Duell mit Abarth-Fiat oder Renault-Gordini, auf Autobahnen konnten ihm nicht einmal Prestige-Limousinen wie Mercedes 190 und Citroen ID 19 enteilen.

Nun war auch Issigonis überzeugt von den sportlichen Genen des Mini und Cooper durfte immer stärkere Ausbaustufen des Shootingstars realisieren. 1963 kam deshalb ein ursprünglich für die Formel Junior konstruierter 1071-ccm-Motor mit 51 kW/70 PS Leistung bei bis zu 7.200 Touren in dem 600-Kilogramm-Cooper-Leichtgewicht zum Einsatz. Drehfreudiger als die Mini-Cooper-Motörchen waren nicht einmal die Maranello-V12, worüber sich auch Issigonis freute, der deshalb 1964 durchaus stolz war, als ihm Enzo Ferrari zeigte, womit sich der Commendatore an seinem Wohnsitz vergnügte: Ein Mini Cooper, sanft nachgeschärft vom Tuner Downton. Feuriges Chili im maximalen Schärfegrad 10 richtete dagegen John Cooper für seine Renner auf zwergenhaften Zehn-Zoll-Rädern an. Mit 96 kW/130 PS Leistung forderten diese Krawall-Minis im Cooper-Dress bis dahin im Motorsport übermächtige Ford V8, Jaguar und Porsche heraus. Zum ultimativen Showdown kam es bei der „Mutter aller Rallyes“, der legendären Monte Carlo. Viermal, von 1964 bis 1967, machten die Mini Cooper Schlagzeilen als Sieger der Monte, Triumphe, die damals den Stellenwert eines WM-Titelgewinns hatten. 1971 lief jedoch der Vertrag mit John Cooper aus und der finanziell malade British-Leyland-Konzern wollte die Lizenzgebühren sparen, so musste vorübergehend allein der 1275 GT die Sportfahne hochhalten. Allerdings hatten die agilen Athleten aus den John Cooper Garages die Marke Mini längst derart mit sportlichen Emotionen aufgeladen, dass ein dauerhafter Verzicht auf den Kultnamen unmöglich war. Und so kam es, wie es kommen musste. 1989 feierte der Cooper ein Comeback im Mini-Programm. Das wurde fortgesetzt unter dem neuen Eigentümer BMW, auch mit Katalysator. Klar, dass der MINI (jetzt mit dem Markennamen in Großbuchstaben) des 21. Jahrhunderts auch als Cooper reüssierte, in erster Generation noch realisiert in Abstimmung mit der Familie von John Cooper. Im Jahr 2007 erwarb BMW die Markenrechte von Michael Cooper, dem Sohn und Nachfolger von John Cooper, um die Modellbezeichnung „John Cooper Works“ als Performance-Marke aufzubauen.

Heute sind alle Mini-Modelle, vom Zweitürer über den familienfreundlicheren Fünftürer, Cabrio und Clubman bis zum Countryman auch in Cooper-Spezifikation lieferbar, Mini ohne Cooper längst nicht mehr denkbar.  BMW schickt sich an, die Erfolgsstory auch im E-Zeitalter fortzuschreiben. Ein Vorbote ist der vollelektrische Cooper SE, abgeregelt allerdings bei 150 km/h. Die Frage sei erlaubt: Was wohl der 2000 verstorbene John Cooper dazu gesagt hätte?

Fotos: BMW Group, BMW Group Archiv