Musiktipp – ESC 2021 Open Up

Peter Urban, deutscher ESC-Kommentator mit Kultstatus, ist um ironische Bemerkungen und kräftige „Watschn“ nicht verlegen, wenn ihm ein Wettbewerbsbeitrag nicht gefällt. 2021 allerdings geriet er richtig ins Schwärmen wegen der Vielfalt der Stile, die in den Semi-Finals vertreten waren. Und gerade die, die man nicht jedes Jahr beim ESC zu hören bekommt, haben sich in beiden „Vorläufen“ durchgesetzt gegen die eher konventionell klingenden Mitbewerber.

Peter Urban, deutscher ESC-Kommentator mit Kultstatus, ist um ironische Bemerkungen und kräftige „Watschn“ nicht verlegen, wenn ihm ein Wettbewerbsbeitrag nicht gefällt. 2021 allerdings geriet er richtig ins Schwärmen wegen der Vielfalt der Stile, die in den Semi-Finals vertreten waren. Und gerade die, die man nicht jedes Jahr beim ESC zu hören bekommt, haben sich in beiden „Vorläufen“ durchgesetzt gegen die eher konventionell klingenden Mitbewerber.

Portugal etwa ließ sich vertreten durch eine Band, die sich dem typischen 60er-Jahre-Soul verpflichtet. Dazu ein Song nach einer wahren Begegnung – mit einer Frau, die nach einem Leben voller Widrigkeiten rückblickend feststellte, dass die Liebe immer an ihrer Seite war. Finnland mochte es anno 2021 hardrockmäßig puristisch – konsequenter noch als 2007, als Lordi, mit einem Augenzwinkern auftretend, einen fulminanten Sieg einfuhren. Belgien schickte mit „Hooverphonic“ eine im Land sehr beliebte Formation, deren Stil auf großer internationaler Bühne allerdings polarisierte – und durchkam.

Und sogar die „Großen Fünf“, die als Geldgeber immer gesetzt sind – Großbritannien, Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland – und deren Beiträge in den letzten Jahren meist auf den hinteren Rängen verendeten, zeigten sich diesmal mutiger: Großbritannien nominierte James Newman, dessen bärige Statur die vermeintlichen Schönheitsideale des ESC schon ad absurdum führte (zugleich hatte Estlands Vertreter, zeitweise zum „sexiest man alive“ seines Landes gewählt, schon im Semi-Finale das Nachsehen gehabt). Barbara Parvi nannte als Vorbilder Jacques Brel und Charles Aznavour, erinnerte damit an die Chanson-Tradition von Frankreich und schaffte damit für die Dauer ihres Vortrags eine Atmosphäre wie zuletzt Patricia Kaas, die sich – wie Parvi – 2006 vor allem auf ihre eigene Stimme und sonst nichts verlassen hatte.

Alles nochmals zum Nachhören und Bewahren. Und um sich zu erinnern, dass – nach einer ESC-Pause im Vorjahr – der Wettbewerb 2021 zum „medizinischen Testgelände“ wurde: Mit Zuschauern, aber unter strikten Hygieneauflagen.