Musik-Tipp – Silly: Instandbesetzt

Schon den DDR-Oberen waren sie suspekt: Silly, in den Achtzigern gegründet, waren zu wenig angepasst im Sinne von dem, was „von oben“ gewünscht war. Das hat Tamara Danz nicht gekümmert. Die Silly-Frontfrau gab sich wild und freigeistig, auch optisch, was ihr den Beinamen „Tina Turner des Ostens“ eintrug. Immer wieder irgendwem suspekt zu sein, gehörte … Musik-Tipp – Silly: Instandbesetzt Weiterlesen »

Schon den DDR-Oberen waren sie suspekt: Silly, in den Achtzigern gegründet, waren zu wenig angepasst im Sinne von dem, was „von oben“ gewünscht war. Das hat Tamara Danz nicht gekümmert. Die Silly-Frontfrau gab sich wild und freigeistig, auch optisch, was ihr den Beinamen „Tina Turner des Ostens“ eintrug. Immer wieder irgendwem suspekt zu sein, gehörte …

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Schon den DDR-Oberen waren sie suspekt: Silly, in den Achtzigern gegründet, waren zu wenig angepasst im Sinne von dem, was „von oben“ gewünscht war. Das hat Tamara Danz nicht gekümmert. Die Silly-Frontfrau gab sich wild und freigeistig, auch optisch, was ihr den Beinamen „Tina Turner des Ostens“ eintrug. Immer wieder irgendwem suspekt zu sein, gehörte allerdings auch zum Credo der Band. Von Anfang an.

„Mont Klamott“, „Die wilde Mathilde“, „So ne kleine Frau“ und viele andere Songs – Silly eroberten eine Fangemeinde im Sturm. Das wäre nicht denkbar gewesen ohne Werner Karma, der mit Tamara Danz harmonierte wie der sprichwörtliche Topf auf dem Deckel. Ein profaner Vergleich, zugegeben. Aber er passt auf die – rein berufliche – Partnerschaft zwischen den beiden.

Nach der Wende kam 1993das Album „Hurensöhne“, mit dem wenig anzufangen wusste, wer Silly nicht eh schon kannte. Ein letztes Album erschien noch mit Tamara Danz, aber ohne Werner Karmas Beteiligung („Paradies“), kurz danach starb die Sängerin erst 43-jährig. Silly machten weiter mit Anna Loos, schafften spätestens mit „Alles Rot“ – da war Karma wieder dabei – endgültig einen, wenn man so will, zweiten Durchbruch.

Auf die Ära Loos folgt nun die Zusammenarbeit mit zwei Sängerinnen. An Bord sind AnNa R. (ja, die von Rosenstolz) und Julia Neigel (die als Jule Neigel 1988 mit „Schatten an der Wand“ debütierte). Bekannte Silly-Songs mit neuen Stimmen und in neuem musikalischem Arrangement. Das schlägt die Brücke zwischen „früher“ und „künftig“ und zeigt, wie aktuell die zum Teil fast 40 Jahre alten Songs sind. Das gilt auch für „Halloween in Ostberlin“ vom 1993er-Album. Das hat, mit fast 30 Jahren Distanz zum Original, heute deutlich bessere Chancen, wirklich wertgeschätzt zu werden.

Danz-Puristen werden „Instandbesetzt“ nicht mögen oder sogar vehement ablehnen. Andererseits spricht es für die Qualität einer Band, wenn sie mit dem Tod einer charismatischen Frontfrau nicht automatisch ihre Existenz aufgeben muss. AnNa R. und Julia Neigel singen anders, sind anders und treten anders auf. Das muss kein Nachteil sein.

Silly: Instandbesetzt. (Electrola)