Musik-Tipp – Adele: 30
Muss man singen können, um als Sänger*in erfolgreich zu sein? Mischpult, Marketing und Mätzchen (oder, vornehmer ausgedrückt, eine effektheischende Bühnenshow) gleichen schon mal gekonnt aus, was an Stimmvermögen fehlt. Aber oft genug ist, selbst in Zeiten schier unbegrenzter technischer Möglichkeiten im Tonstudio, eine gute Stimme der Karriere eben vor allem förderlich. So geschehen bei Adele, … Musik-Tipp – Adele: 30 Weiterlesen »
Muss man singen können, um als Sänger*in erfolgreich zu sein? Mischpult, Marketing und Mätzchen (oder, vornehmer ausgedrückt, eine effektheischende Bühnenshow) gleichen schon mal gekonnt aus, was an Stimmvermögen fehlt. Aber oft genug ist, selbst in Zeiten schier unbegrenzter technischer Möglichkeiten im Tonstudio, eine gute Stimme der Karriere eben vor allem förderlich. So geschehen bei Adele, …
Musik-Tipp – Adele: 30 Weiterlesen »
Muss man singen können, um als Sänger*in erfolgreich zu sein? Mischpult, Marketing und Mätzchen (oder, vornehmer ausgedrückt, eine effektheischende Bühnenshow) gleichen schon mal gekonnt aus, was an Stimmvermögen fehlt. Aber oft genug ist, selbst in Zeiten schier unbegrenzter technischer Möglichkeiten im Tonstudio, eine gute Stimme der Karriere eben vor allem förderlich.
So geschehen bei Adele, die schon in ganz jungen Jahren das Singen ganz im Sinne eines Berufs erlernte, ihr Talent also gezielt entwickelte. Nach drei Alben, bei denen die Verkaufszahlen und Kritikerstimmen gleichermaßen positiv ausfielen, war sie erst mal nahezu weg vom Fenster. Scheinbar. Tatsächlich schrieb und feilte sie an Songs, für die sie sich fast vier Jahre Zeit ließ, bis das Ganze aus ihrer Sicht zu einer weiteren Veröffentlichung taugte. Deshalb ist “30” als Titel – Anspielung auf das Alter der britischen Interpretin – irreführend: Es bezeichnet tatsächlich das Jahr, in dem die Arbeiten zum Album begonnen wurden. Im Jahr der Veröffentlichung wurde sie 33, um genau zu sein.
Herausgekommen sind Lieder über eine privat turbulente Zeit, eine kurze Ehe, aus der Adele als alleinerziehende Mutter hervorging. Ihre Figur mit mal höherem, mal deutlich niedrigerem Gewichtsstand, war in diesen Jahren immer wieder Thema der Boulevard-Schlagzeilen. Was für “30” insofern relevant ist, als die körperlichen Veränderungen sich als persönliches auf und Ab in ihren Liedern abbilden mögen.
Womit vielleicht ein Erfolgsgeheimnis gelüftet ist: Eine absolute Ausnahme-Stimme, die zwischen Pop, Soul und Rhythm’n’Blues pendelt, die von Streichinstrumenten begleitet wird, ohne dass das peinlich triefend wirkt. Eine Stimme, die Ohrwürmer im besten Sinne schafft wie “Oh My God” – und die dann all jene Probleme in Songs packt, die jede(r) kennt, der oder die noch nie im Rampenlicht gestanden hat.
Ein Highlight der besonderen Art ist schließlich “All Night Parking”. Hier wird eine Passage von Erroll Garner eingespielt – der Jazz-Pianist und Komponist ist bereits im Januar 1977 verstorben. Und das mag ein weiteres Erfolgsrezept von Adele erklären: Zeitlose Songs – in der besten Singer/Song-Writer-Tradition, die in den Sechzigern und Siebzigern eine ihrer Hoch-Zeiten hatte. Natürlich ist “30” mit den Mitteln gepusht worden, die das Marketing anno 2021 hat und nutzt. Aber vermutlich hätte für exzellente Verkaufszahlen auch einfaches Weitersagen als Tipp zum Hören gereicht…
Adele: 30 (Columbia)