Lese-Tipp – Storl: Bekannte und vergessene Gemüse
Der Grüne Fuchsschwanz ist vegetarisch – eines von vielen Gemüsen, die Wolf-Dieter Storl hier dem Vergessen entreißt. Zu Recht.
Der Grüne Fuchsschwanz ist vegetarisch – eines von vielen Gemüsen, die Wolf-Dieter Storl hier dem Vergessen entreißt. Zu Recht.
Ein Beispiel: Sind Sie ein Bärlauch-Fan? Es gibt gute Gründe, einer zu sein: Bärlauch ist mit dem Knoblauch eng verwandt, hat aber nicht so viel „Wumms“, weswegen die Nachwirkungen über den Atem und über die Haut sich in Grenzen halten. Salopp gesagt: Man ist unter denen, die nicht mitgegessen haben, früher wieder gesellschaftsfähig als nach dem Genuss des Knoblauchs. Bärlauch allerdings blüht nur wenige Wochen im Jahr und hat deswegen, frisch wie getrocknet, seinen stolzen Preis. Das war nicht immer so: Jahrzehntelang galt das heute teure Kräutlein als eine Art Unkraut mit lediglich auffallendem Duft. Und wo es wuchs wurde es, wie eben Unkraut, vernichtet.
Und dann der Mangold: Sogar versierten Küchenexpert*inn*en fiel vor Jahrzehnten mitunter höchstens ein, dass er in Zubereitung und Geschmack dem Spinat ähnele. Der wiederum trotz eines sich hartnäckig haltenden Rechenfehlers zum Eisengehalt genügend sonstige Schätze in sich birgt. Heute führt er zumindest kein Exotendasein beim Gemüsehändler mehr.
Wolf Dieter Storls Buch ist tatsächlich eine Liebeserklärung an vieles, was in der Natur wächst und dessen Verzehr mit allerlei gesundheitlichem Nutzen verbunden ist. Wie viele Gemüsesorten sind zu Unrecht aus unserem Bewusstsein verschwunden und daher, wenn überhaupt, nur noch schwer zu bekommen. Warum das eine präsent ist, das andere nicht – die Frage gehört zu den besonders spannenden, die hier beantwortet werden. Neben vielem nützlichem Wissen (übrigens auch für Hobbygärtner, die selbst mal züchten wollen, was sie später essen) gibt es auch Episoden zum Schmunzeln: Dazu zählt die Hommage des Schriftstellers Tom Robbins an die nach seinem Dafürhalten frivole (tatsächlich!) Rote Bete ebenso wie die Skepsis Rudolf Steiners gegenüber der Kartoffel: Der Anthroposoph fand, überspitzt gesagt, deren Verzehr mache den Verzehrenden dumm. Es verwundert nicht, dass Storl diese Ansicht widerlegt.
Besonders schätzen werden dieses Buch vor allem Eltern, die ihren Nachwuchs bisher noch nicht wirklich zum regelmäßigen Genuss von Gemüse bewegen konnten…
Wolf-Dieter Storl: Bekannte und vergessene Gemüse. Botanik, Geschichte, Heilkunde und Anwendungen. AT Verlag; 24 Euro.