Die nächste Generation: Dominik und Nils Zahs
Ob Titelkampf oder Kellerduell in der LIQUI MOLY HBL, ob Spitzenspiel oder Abstiegsthriller in der Handball Bundesliga Frauen, ob ein Nachbarschaftsderby in der 3. Liga oder die Finalrunde der Deutschen Jugend-Meisterschaft: Seit 2020 können die Schiedsrichter*innen des Deutschen Handballbundes (DHB) bei ihren Einsätzen auf die Unterstützung der KÜS bauen. Die jüngsten Unparteiischen, die das KÜS-Logo auf der Brust tragen, pfeifen im Perspektivkader – und werden dort auf höhere Aufgaben vorbereitet. Eins dieser Schiedsrichter-Teams sind die Brüder Dominik und Nils Zahs aus Nordrhein-Westfalen Ein Blick auf die nächste Generation.
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Im Alter von zwölf Jahren saß Nils Zahs immer wieder auf den Tribünen in verschiedenen Hallen im Bergischen Handballkreis und schaute seinem älteren Bruder Dominik zu – nicht (nur) beim Spielen, sondern (auch) beim Pfeifen. „Unsere Mutter hat ihn früher zu den Ansetzungen gefahren und ich bin ab und zu mitgekommen“, erinnert sich Nils heute. „Das war natürlich eine coole Sache und ich dachte mir damals wirklich: Vielleicht können wir das ja mal zusammen machen, das könnte funktionieren.“

Bis es tatsächlich so weit war, dauerte es jedoch noch einige Zeit: 2017, genau vier Jahre nach seinem vier Jahre älteren Bruder, absolvierte auch Nils die Lizenzausbildung, doch erst 2019 schlossen sich die Geschwister zu einem Schiedsrichter-Team zusammen. Es war der Startschuss für einen kontinuierlichen Aufstieg. „Wir haben damals im Handballverband Niederrhein angefangen und dann hat sich das Ganze schnell weiterentwickelt “, fasst Dominik zusammen.
Das erste große Highlight in ihrer gemeinsamen Laufbahn war der Prague Handball Cup. Für Zahs/Zahs ging es nach drei pandemie-geprägten Spielzeiten zum ersten Mal auf das renommierte Jugendturnier in der tschechischen Hauptstadt und die Brüder erhielten direkt auf Anhieb das Finalspiel der weiblichen C-Jugend. Über 1.000 Zuschauer, daran erinnern sie sich noch gut, waren damals in der Halle, als ein niederländisches und ein kroatisches Team sich gegenüberstanden.
„Ich bin von uns eigentlich der weniger nervöse Typ, aber selbst ich war sehr nervös“, erinnert sich Nils. Vor dem Anpfiff wurden die Nationalhymnen gespielt, das Spiel wurde per Livestream übertragen, dazu die laute Halle: Es war eine Bewährungsprobe für die Brüder. „Mit diesem Spiel“, sagt Dominik, „hat alles wirklich angefangen. Das war der Start.“
Schritt für Schritt, Saison für Saison arbeiteten sie sich nach oben. 2023/24 wurden die Brüder in den „Young Talents“-Kader aufgenommen, eine Vorstufe des eigentlichen Perspektivkaders, und pfiffen ihr erstes Jugendbundesligaspiel. Eine Saison später folgte der Aufstieg in den Perspektivkader. Und im Sommer 2025, wiederum nach nur einem Jahr, folgte der Schritt in den „Perspektivkader plus“, dessen Gespanne nicht nur in der höchsten deutschen Jugendspielklasse, sondern auch bereits in der 3. Liga zum Einsatz kommen.

Ihr Debüt dort gaben sie Ende Oktober beim Spiel zwischen Team HandbALL Lippe II, der Reserve von Erstligist TBV Lemgo Lippe und dem TSV Anderten. „Wir haben uns total darauf gefreut und sehen die Spiele als große Chance“, betont Dominik und blickt voraus: „Unser kurz- bis mittelfristiges Ziel ist es, in der 3. Liga anzukommen, denn es herrscht im Erwachsenenbereich im Vergleich zur Jugend noch einmal ein ganz anderes Niveau.“
Langfristig sei es sicher das Ziel, „auch den nächsten Schritt zu machen und noch weiter nach oben zu kommen“, sagt Dominik. Der Aufstieg in den Nachwuchskader wäre das nächste Level – und darüber dann vielleicht sogar bis in den Bundesliga- oder sogar Elitekader: Von diesem Weg träumen viele Schiedsrichter-Teams im Perspektivkader. Die Zahs-Brüder wissen jedoch, wie lang und auch hart dieser Weg sein kann – und dass die Zeit der nahtlosen Aufstiege Jahr für Jahr vorbei ist. „Uns ist klar, dass es nicht immer so gradlinig funktionieren wird, wie es bisher gelaufen ist“, sagt Dominik offen.
Damit es jedoch so gut wie möglich gelingt, bemühen sich die beiden Brüder um eine Balance zwischen Beruf, Studium und dem Pfeifen. Nils hat gerade seinen Master in Bewegung und Ernährung begonnen und kann beides gut miteinander verbinden. „Der Handball ist bei solchen Entscheidungen immer im Hinterkopf“, sagt auch Dominik, der als Doktorand an einer Universität arbeitet. „Das Pfeifen ist mehr als ein Hobby, und wir würden ungern jetzt kürzertreten müssen – dafür ist der Ehrgeiz zu groß.“

Ihre Familie, Partnerinnen und ihr Freundeskreis unterstützen die Brüder. Auch privat spielt Sport bei beiden eine große Rolle: Ob Fitnessstudio, Laufeinheiten oder Padeltennis – die beiden Unparteiischen verbinden das Nützliche mit dem Schönen. „Wir versuchen, einmal täglich Sport zu machen, das hilft uns als Schiedsrichter“, sagt Nils. Auch Handball spielen sie selbst beide noch, wenn es sich zeitlich einrichten lässt, in der Verbandsliga bei ihrem Heimatverein Unitas Haan. „Das Soziale, Teil einer Mannschaft zu sein, ist uns sehr wichtig“, begründet Dominik.
Ihre eigene Schiedsrichterlaufbahn haben sie aber auch dabei immer im Hinterkopf. „Wir geben alles dafür, dass wir uns nicht verletzen“, flachst Nils. Bei Spielen genießen sie indes auch mal die andere Rolle. „Natürlich ist es hin und wieder so, dass wir Dinge anders pfeifen würden, aber das ist normal“, lacht Dominik. „Wir reden natürlich viel mit den Schiedsrichterkollegen und geben manchmal auch ein Feedback; so, wie wir uns das auch wünschen.“
Über die vergangenen sechs Jahre haben die Brüder so nach und nach immer mehr herausgefunden, wie sie als Schiedsrichter sein wollen. „Wir wollen die Rolle positiv gestalten“, beschreibt Dominik. „Wir wollen nicht die Bestimmer sein, sondern versuchen, dass sich alle Beteiligten möglichst fair und gut behandelt fühlen.“
Der Spaß am Schiedsrichter-Job ist dabei immer weiter gewachsen. „Als Schiedsrichter das Spiel leiten zu können und einen Einfluss auf ein faires und gutes Miteinander zu haben, macht für uns einen großen Reiz aus“, beschreibt Dominik. Nils nennt einen weiterer Benefit: Die gemeinsame Zeit mit dem Bruder. „Wir verbringen unfassbar viel Zeit miteinander, weil wir zu zweit als Team unterwegs sind“.
Fotos: Thomas Schmidt & privat
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