Zündapp Bella E: Schönheit fürs E-Zeitalter
Mit der Zünder-Apparatebau-Gesellschaft m.b.H., als deutscher Motorradhersteller unter dem Kürzel Zündapp von 1921 bis 1984 weltbekannt, hat die Zündapp Bella E nichts mehr zu tun. Doch Tradition geht immer, deshalb lässt der österreichische Namensrechteinhaber in China Fahrzeuge mit dem Zündapp-Schriftzug produzieren. Während die Roller mit Verbrennungsmotor schon seit 2017 zu uns kommen, schafft es die elektrische Bella E erst jetzt – herein geholt vom Elektrospezialisten zwopro aus dem hessischen Siegbach.
Mit der Zünder-Apparatebau-Gesellschaft m.b.H., als deutscher Motorradhersteller unter dem Kürzel Zündapp von 1921 bis 1984 weltbekannt, hat die Zündapp Bella E nichts mehr zu tun. Doch Tradition geht immer, deshalb lässt der österreichische Namensrechteinhaber in China Fahrzeuge mit dem Zündapp-Schriftzug produzieren. Während die Roller mit Verbrennungsmotor schon seit 2017 zu uns kommen, schafft es die elektrische Bella E erst jetzt – herein geholt vom Elektrospezialisten zwopro aus dem hessischen Siegbach.
Auf den ersten Blick entspricht der Stromer weitgehend dem Schönheitsideal klassischer Roller, also mit der typischen Linienführung, die vorn mit einem fetten, in die Lenkerverkleidung eingebetteten Rundscheinwerfer beginnt und sich über ein niedriges Trittbrett bis zum rundlichen Heck hinzieht, im Fachjargon Backen genannt. Â
Mit der traditionellen Aufmachung verknüpft sind ausgesprochen angenehme Platzverhältnisse. Fahrer wie Beifahrer kommen in den Genuss einer großzügigen Unterbringung mit entspannten Kniewinkeln, ohne vom Roller entkoppelt zu sein. Ãœber den schmalen Lenker in angenehmer Höhe hat man die Bella E stets bestens im Griff und pilotiert sie auf handlichen Zwölfzollrädern behände um jede Ecke. Folgsam flutscht die E-Zündapp durch jede sich bietende Lücke, ohne nervös zu werden. Â
Auf halbwegs vernünftigen Untergründen liefern Telegabel und die beiden Federbeine einen manierlichen Fahrkomfort. Erst über derben Frostaufbrüchen muss das Heck der hohen Last durch den im Hinterrad integrierten E-Motor Tribut zollen und streicht die dämpfenden Segel – Fahrbahnstöße gelangen dann recht ungefiltert an die Besatzung. Schnell aufeinander folgende Wellen machen der etwas zu soften Front das Leben schwer und lassen die Fuhre hoppeln. Alles jedoch unkritisch, nichtsdestotrotz besorgt ein beherzter Zug am Bremsanker Abhilfe: Vor allem die hintere Doppelkolbenzange hält die Dynamik äußerst effektiv und gleichzeitig gefühlvoll im Zaum.
Für diese ist ein 3-kW/4PS-Motor von Bosch zuständig, wie in dieser Klasse üblich ins Hinterrad integriert, das von einer Zweiarm-Aluschwinge geführt wird. Über eine etwas lange Leine mit dem Gasgriff verbunden – für Vollgas muss man umgreifen – kommt gut kalkulierbarer sanfter Druck vom Hinterrad. Damit ergibt sich eine eher gleichmäßige denn explosive Beschleunigung, die bei unserem Testfahrzeug bei echten 49 km/h endete. Damit fühlt man sich in der Stadt fast auf Augenhöhe mit dem restlichen Verkehr. Im LCD-Tacho stehen dann wenig übertriebene und gut ablesbare 51 Sachen. Warum das Instrument jedoch eine – nutzlose – Ganganzeige bietet, auf eine Zeituhr jedoch verzichtet, ist ein Mysterium.
Den Saft bekommt der Antrieb von einem 2,1-kWh-Li-Ionen-Akku, der im Sitzbankfach tief zwischen den angedeuteten Backen mit den stilvoll integrierten Luftschlitzen sitzt. Eine leere Batterie ist bei knapp elf Kilo kein Leichtgewicht, dennoch ohne Komplikationen herausnehmbar. An der haushaltsüblichen Steckdose oder eingebaut über das externe Ladegerät ist der Akku in sechseinhalb Stunden wieder aufgeladen. Zuvor hat er für 56 Kilometer ohne Einschränkungen bei der Leistungsabgabe gesorgt. Erst nach dieser Kilometerleistung mahnt kräftiges Ruckeln und Zuckeln im Antriebsstrang zur Nachladung.
Angenehmerweise lässt die flächige Integration des Stromspeichers ins Sitzbankstaufach noch einiges an Platz für Mitnahmeartikel. Ebenso praktisch und dazu noch schick ist der serienmäßige, schwarz lackierte Rohr-Gepäckträger am Heck, ein gekröpftes Ventil im Vorderreifen unterstreicht den Praxisgedanken. So durchdacht die ganze Interpretation wirkt, so gestrig kommt einem das Halogenlicht der Hauptleuchte vor, wo ansonsten ausschließlich LEDs arbeiten. Â
Eingedenk der attraktiven Preisvorstellung von knapp 3.000 Euro stellt die Bella E eine interessante, vor Ort emissionsfreie Alternative für den innerstädtischen Alltag dar. Ihr unprätentiöser Charakter dürfte rückwärts schwelgende Gedanken an das klassische Vorbild verblassen lassen.Â
Fotos: RKM