Dakar (2): Von der Steinhölle in den Regen
Einen Zehnkampf vom Feinsten lieferten sich auf der zweiten vollen Ettappe nach Al’Ula nicht nur die Favoriten untereinander, sondern auch bislang weniger Auffällige mit leistungsschwächerem Sportgerät.
Einen Zehnkampf vom Feinsten lieferten sich auf der zweiten vollen Ettappe nach Al’Ula nicht nur die Favoriten untereinander, sondern auch bislang weniger Auffällige mit leistungsschwächerem Sportgerät.
Nasser Al-Attiyah, bisher in der Mitte des ersten Dutzends angesiedelt, legte noch ein Scheit drauf, um endlich weiter nach vorne zu kommen. Dass der derzeitige Spitzenreiter Carlos Sainz auf dem Audi Hybriden nicht freiwillig den Platz zu räumen gedachte, war klar. Dann aber verwickelte ein alter Bekannter, der Niederländer Eric van Loon, auf dem brutal gehenden Toyota Hilux von Overdrive (Belgien) „El Matador“ Sainz in einen sehenswerten Dreikampf, den der lachende Dritte, Al-Attiyah (Gazoo Hilux), für sich entschied. Van Loon dann auf dem Tagestreppchen mit dem Qatari und dem Spanier, ein einmaliges Bild! Etwas weiter tobte Serradori auf dem Century Racing-Buggy mit neuem Motor auf Platz 4, Baud (Overdrive Hilux) und Vitse (MD Rally) setzten sich ebenfalls zum Erstaunen der Beobachter unter den Top Ten des Tages fest, dazu zählten auch de Villiers (Gazoo Hilux), Baragwanath (Century Racing) und Al-Rajhi.
An Boden zusehends verloren indes andere: Die Audi-Piloten Peterhansel (+32:22 min), Ekström (+37:43 min), zu dessen gestriger Zeitstrafe von 15 Minuten wegen Auslassens eines Way Points heute noch ein Paket drauf kam. Mitfavorit Loeb, bisher im Windschatten von Sainz auf Platz 2, fing sich gar 1 Stunde und 21 Minuten ein und auch Terranova (BRX Hunter) verlor fast 45 Minuten. Da kam dann alles zusammen: erste Dünen, scharfgratiger Schotter, Orientierungsprobleme, Reifenpannen in Serie: „Es war die Hölle“, so Loeb und auch Sainz übereinstimmend.
Das aktuelle Spitzentrio bestand dann erst einmal aus Sainz vor Al Attiyah und Serradori.
Von Al’Ula ging es auf eine Schleife nach Ha’il, wo ja bereits letztes Jahr Etappenziel war. Der vierte Lang-Tag wartete dann zur Überraschung aller Teilnehmer mit einem recht seltenen Phänomen auf: Es regnete, und das nicht zu knapp. So dass sich Veranstalter ASO entschließen musste, die Etappe nach 377 Kilometern abzubrechen und die Teilnehmer in geschlossener Formation ins Biwak nach Ha’il zu führen. X-raid-Buggy-Pilot Halpern beschrieb das so: „ Der Sand war triefnass und schwer zu fahren, aber wir haben es geschafft!“.
Dann wurde es besser und trockener Sand, mit Kamelgras durchsetzt, reduzierte die Schwierigkeiten. Nächste Überraschung am Abend: Peterhansel spielt wieder vorne mit, läuft auf Platz 4 ein: Bester Audi-Pilot! Den Tagessieg holte sich ein entfesselt fahrender Guerlain Chicherit auf dem mit E-Fuel gefütterten GCK vor dem Gazoo-Hilux-Piloten Henk Lategan und BRX-Hunter-Fahrer Orly Terranova. Dann der „freie Radikale“ Yazeed Al-Rajhi auf dem privaten Overdrive-Toyota Hilux, der sein Heimspiel offensichtlich voll genießt. X-Raid-Pilot Kuba Przygonski auf dem nagelneu entwickelten MINI JCW Rally Plus war ja nicht gerade vom Glück der ersten Tage verwöhnt, kämpft sich nun richtig gut nach vorne. So geht es am nächsten Tag in die große Schleife um die aufstrebende Nabatäer-Stadt Ha’il, mit erneutem Quartier ebenda.
Fotos. BRX, GCK, Toyota Gazoo, X-raid