Arcfox Alpha S: Neue Automarke startet mit ambitioniertem E-Modell
Der Polarfuchs ist ein ziemlich kuscheliges Tierchen: Im dicken weißen Pelz trabt er meist kaum sichtbar durch die Eiswüste, von Nahem sieht er einfach zum Liebhaben aus – bis er zum Sprung ansetzt und Beute macht. Der Räuber ist eben auch im Schnee verdammt schnell von Null auf 100.
Der Polarfuchs ist ein ziemlich kuscheliges Tierchen: Im dicken weißen Pelz trabt er meist kaum sichtbar durch die Eiswüste, von Nahem sieht er einfach zum Liebhaben aus – bis er zum Sprung ansetzt und Beute macht. Der Räuber ist eben auch im Schnee verdammt schnell von Null auf 100.
So ähnlich möchte es der Autozulieferer Magna wohl auch anstellen. Zusammen mit dem chinesischen Baic-Konzern haben die Österreicher eine neue Automarke kreiert. Unter dem Namen Arcfox – also: Polarfuchs – greift die Allianz seit wenigen Monaten die etablierte Konkurrenz mit Elektroautos an. Und der Sprung könnte eine Punktlandung werden, wie eine erste Fahrt im Modell Alpha S belegt.
Der 4,93 Meter lange Stromer steht auf dem Testgelände im steirischen Graz bereit – und macht schon im Stand viel her: Eine elegant geschnittene Limousine mit stimmig-kurzen Überhängen, schnittig abfallender Motorhaube und einem Dach, das coupéhaft in den Kofferraum mündet. Deutlich gelungener als manch plumpere Konkurrenz in diesem Segment. Der Alpha S wirkt dabei geduckter als seine fast 1,60 Meter Höhe das erwarten lassen.
Dass der Magna-Konzern mit seinen 120 Jahren Autobauer-Kompetenz die wesentliche Entwicklungsarbeit und den Aufbau der Produktion im Gemeinschaftsunternehmen verantwortet, das ist bei näherer Betrachtung zu spüren: Der Alpha S wirkt sehr hochwertig verarbeitet, Leder, Alcantara, Kunststoffe und Alu – alles auf einem Niveau, das die Österreicher auch bei der Fertigung für Jaguar, BMW oder Mercedes zeigen.
Und die Qualitäten zeigen sich auch in Bewegung: Der Alpha S geht bereits im Eco-Modus rasant zu Werke, im Sportmodus geradezu brachial – aus dem Stand in 3,5 Sekunden auf Tempo 100, dabei aber mit sattem Fahrbahnkontakt und einem Geborgenheitsanspruch, den der Polarfuchs nur vortäuscht. In der gefahrenen Allrad-Variante arbeiten zwei Elektromotoren mit einer Systemleistung von 643 PS und ist die größte Batterie mit 93,6 Kilowattstunden eingebaut, natürlich schnellladefähig. Reichweiten von mehr als 600 Kilometern sollten so drin sein. Mit der kleinsten Batterie von 63,4 kWh und Hinterradantrieb werden es unter 500 Kilometer sein.
Aber es geht im Alpha eigentlich auch mehr um gediegenes Vorankommen. Das zeigt sich auf der Rüttelstrecke, die die Limousine straff gleitend meistert. Im Inneren passt das auch auf die sehr bequemen und trotz Akku-Pack darunter gut passenden Sitze, bei 2,91 Meter Radstand haben die Beine natürlich reichlich Platz. Und dahinter ist noch Raum für 560 Liter Gepäck.
Im Gehirn des Arcfox steuert Smartphone-Riese Huawei sein Betriebssystem HarmonyOS und exklusive Selbstfahrsysteme bis zum potenziellen Level 4 bei. Zum Start wird aber auch aus rechtlichen Gründen erst einmal nur das autonome Fahren auf speziellen Autobahn-Abschnitten möglich sein. Lidar, 12 Ultraschallradare, 13 Panoramakameras und 5G-Cloudanbindung lassen aber mehr erwarten. Der Arcfox lädt auch in dieser Hinsicht zum entspannten Gleiten an.
Über Langzeitqualität oder Robustheit der Komponenten lässt sich natürlich nach dem ersten Beschnuppern zwischen Arcfox und Europäer noch wenig sagen. Und auch ob das Preisniveau in ähnlichen Sphären wäre wie der chinesische Einstandskurs von umgerechnet weniger als 35.000 Euro steht noch in den Sternen. Ob es der Arcfox überhaupt nach Europa schafft? Auch diese Frage bleibt noch unbeantwortet – möglicherweise, weil Systempartner Magna damit auch in der Heimat der eigenen guten Kunden wie Mercedes oder BMW wildern würde. Aber der Polarfuchs ist ja schlau – und zeigt sich erst, wenn er auch zubeißt.
Foto: Peter Reiter