Das hatte es zuvor in 51 Jahren (dreimal musste der Klassiker in der Eifel abgesagt werden) noch nicht gegeben: Vierzehneinhalb Stunden ging nichts mehr rund um die berüchtigte „Grüne Hölle“. Rennunterbrechungen wegen schlechter Witterungsbedingungen sind in der Eifel zwar nicht unbekannt. Aber dass Rennleiter Walter Hornung die Ampel so lange auf Rot hatte stehen lassen, das hatte es noch nie zuvor gegeben. Nachdem bereits kurz nach dem Beginn der wilden Hatz am Samstagnachmittag um 15.30 Uhr wolkenbruchartige Regengüsse zu zahlreichen Unfällen und Chaos auf der Strecke und in den Boxen geführt hatte, drückte anschließend der Nebel der Veranstaltung seinen Stempel auf.
Denn mit dem Aufziehen der ersten Nebelbänke hatte die Rennleitung zu einem probaten Sicherheitsmittel gegriffen: In den entsprechenden Streckenabschnitten war die Höchstgeschwindigkeit auf 60 km/h beschränkt worden („Code 60“). Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Startfahrer Kevin Estre den Porsche 911 GT3 R von Manthey Racing in einer spektakulären Aufholjagd an die Spitze gebracht. Der Franzose war von Position elf aus ins Rennen gegangen, schob sich dann aber nach mehreren Überholmanövern nach vorn. Nach 60 Minuten führte der KÜS-gebrandete Porsche das Feld damit an.
Doch lange hatte er keine Freude an dieser Position, denn die Sicht wurde zunehmend schlechter. „Irgendwann haben wir 40 Prozent der Strecke Code 60 und dann ist die Frage, ob es Sinn macht, weiterzufahren“, hatte Hans-Peter Naundorf, Teamchef des Vorjahresssiegers ROWE Racing frühzeitig geahnt, was wohl auf das Feld zukommen würde. Und in der Tat verdichtete sich die weiße Wand immer mehr, so dass Rennleiter Walter Hornung nach sechs gefahrenen Stunden das Signal zur Unterbrechung ab.
Zunächst waren alle davon ausgegangen, dass das Rennen um sieben Uhr wieder aufgenommen werden sollte. Doch die berüchtigte „Wetterhexe“ in der Eifel trieb weiter ihr wildes Spiel. Erst nach vierzehneinhalb quälend langen Stunden kam vom Turm das Signal zur Formation Lap über die Nordschleife und dann zum Re-Start. Die Manthey-Truppe in der Besetzung Matteo Cairoli (I), Michael Christensen (DK), Kevin Estre (F) und Lars Kern (D/Wiernsheim) profitierte zunächst vom Ausfall des Spitzenreiters #1 ROWE BMW M6 GT3, blies dann aber mit konstant schnellen Rundenzeiten zur finalen Attacke und hatte am Ende fast 16 Sekunden Vorsprung auf den zweiten ROWE BMW M6 GT3 #98 mit Ex-DTM-Champion Martin Tomczyk.
Für das Quartett im KÜS-gebrandeten 911 GT-R war die Welt nach der Zieldurchfahrt trotz des vielen Nebels zuvor natürlich voller Sonnenschein. Startfahrer Kevin Estre, den viele als den derzeit besten GT3-Piloten weltweit ansehen, sprach für seine Teamkameraden: „Die Umstände waren nicht einfach mit der langen Unterbrechung heute Nacht und den vorangegangenen Stunden mit Regen und Nebel. Aber wir haben mit einer starken Vorstellung direkt nach dem Start und im zweiten Abschnitt des Rennens am Sonntag den Grundstein zu diesem Sieg gelegt. Vor allem für Olaf Manthey freut es mich, dass wir diesen Sieg ausgerechnet zu seinem Jubiläum einfahren konnten.“
Die Entscheidung der Rennleitung, das Rennen für so lange Zeit zu unterbrechen, sahen alle Fahrer unter dem Aspekt der größtmöglichen Sicherheit: „Sicherlich hätte man in der einen oder anderen Situation meiner Meinung nach noch fahren können. Aber letztendlich müssen wir das respektieren und jetzt sind wir froh, dass alle gesund sind und wir hier oben stehen und alle miteinander feiern können“, resümierte Porsche-Junior Mateo Cairoli.
Fotos: Oliver Kleinz