Mein besonderes Spiel: Das erste „Final-Feeling“ für Jonas Zollitsch 
Ob Titelkampf oder Kellerduell in der LIQUI MOLY HBL, ob Spitzenspiel oder Abstiegsthriller in der Handball Bundesliga Frauen, ob ein Nachbarschaftsderby in der 3. Liga oder die Finalrunde der Deutschen Jugend-Meisterschaft: Seit 2020 können die Schiedsrichter*innen des Deutschen Handballbundes (DHB) bei ihren Einsätzen auf die Unterstützung der KÜS bauen. Jede*r von ihnen hat in seiner Karriere bereits zahlreiche Spiele geleitet, doch jeder der knapp 300 Unparteiischen des Deutschen Handballbundes hat den einen Einsatz, den er oder sie nie vergessen wird. Dies ist die Geschichte vom besonderen Spiel von Fabian vom Dorff aus dem Elitekader des Deutschen Handballbundes.
Ob Titelkampf oder Kellerduell in der LIQUI MOLY HBL, ob Spitzenspiel oder Abstiegsthriller in der Handball Bundesliga Frauen, ob ein Nachbarschaftsderby in der 3. Liga oder die Finalrunde der Deutschen Jugend-Meisterschaft: Seit 2020 können die Schiedsrichter*innen des Deutschen Handballbundes (DHB) bei ihren Einsätzen auf die Unterstützung der KÜS bauen. Jede*r von ihnen hat in seiner Karriere bereits zahlreiche Spiele geleitet, doch jeder der knapp 300 Unparteiischen des Deutschen Handballbundes hat den einen Einsatz, den er oder sie nie vergessen wird. Dies ist die Geschichte vom besonderen Spiel von Fabian vom Dorff aus dem Elitekader des Deutschen Handballbundes.
B-Jgd Halbfinale 2022/23 Füchse — VfL Gummersbach
In der Regel bekommen die Schiedsrichter*innen des Deutschen Handballbundes eine Übersicht über ihre Einsätze, so ist es Usus, einige Wochen im Voraus. Die Geschichte des besonderen Spiels von Jonas Zollitsch beginnt jedoch erst fünf Tage vor dem Spiel mit einem Telefonanruf. „Wir wurden gefragt, ob wir am Wochenende Zeit hätten, denn man wollte uns für das Finale der Deutschen Meisterschaft in der männlichen B-Jugend nominieren“, erinnert sich Zollitsch an das Gespräch. „Eigentlich hätte ich in diesem Moment sofort zusagen können.“
Stattdessen klingelte Zollitsch pro forma noch einmal seinen Teamkollegen Marvin Völkening an. „Aber selbst, wenn einer von uns eigentlich etwas vorgehabt hätte: Das hätte schon die eigene Hochzeit sein müssen, damit wir uns diese Chance entgehen lassen“, hält der 25-Jährige fest.
Entsprechend schnell meldete er sich beim DHB zurück und gab grünes Licht. Vier Tage später ging es los: Mit dem Auto reisten Völkening/Zollitsch in die Hauptstadt. „Am Pfingstwochenende ist immer mit mehr Verkehr zu rechnen und wir wollten sicher gehen, dass wir pünktlich sind“, betont Zollitsch. Es lief alles glatt – und nach einer Übernachtung im Hotel ging es in die Lilli-Henoch-Sporthalle.
Für das Schiedsrichter-Team aus Minden war es das erste Finale in ihrer Karriere. „Die Nervosität war ungefähr vergleichbar mit der Aufregung vor unserem ersten Spiel in der 2. Bundesliga Männer“, beschreibt Zollitsch. „Wir haben uns jedoch damit beruhigt, dass wir in der Jugendbundesliga und der Deutschen Jugend-Meisterschaft eigentlich immer gute Leistungen zeigen konnten.“
Das Schiedsrichterteam kam unter anderem im Viertelfinale der männlichen A-Jugend, also einer Altersklasse höher, zum Einsatz. „Wir finden in der Regel einen guten Draht zu den Spielern“, erklärt Zollitsch. Dennoch war die Atmosphäre bei diesem Einsatz etwas Besonderes – unter anderem, weil Gastgeber Füchse Berlin den Einlauftunnel der Profi-Mannschaft aufbaute.
Ein besonderes Highlight war die bei Finalspielen um die Deutsche Meisterschaft obligatorische Nationalhymne vor dem Spiel. „Ich habe kurz vor dem Abspielen gedacht: Hoffentlich bricht die Musik diesmal nicht ab“, erinnert sich Zollitsch mit einem Grinsen. Der Hintergrund: Als Spieler stand der 25-Jährige mit seinem Team BHC Beaching Bad im Finale um die Deutsche Meisterschaft im Beachhandball – und im vollbesetzten Stadion versagte nach fünf Sekunden die Musikanlage. „In Berlin war es meine zweite Chance, die Nationalhymne in der Mitte des Spielfeldes stehend mitzusingen – und ebenso wie Marvin habe ich diesen Moment sehr genossen“, freut sich Zollitsch, der als Spieler früher selbst in der Jugendbundesliga aufgelaufen war.
Das Hinspiel im Finale zwischen den Füchsen Berlin und dem HSV Hamburg war dann relativ schnell entschieden, das Ergebnis mit 31:19 am Ende deutlich. „Wir haben unsere Rolle an diesem Tag relativ schnell gefunden“, beschreibt Zollitsch. „Die Mannschaften haben ihr Spiel gemacht und wir haben einfach darauf geachtet, uns nicht in den Mittelpunkt zu stellen, sondern im Hintergrund zu halten.“
Das gelang – und entsprechend zufrieden war das Duo nach dem Abpfiff. „Auch, wenn es ein deutliches Spiel war, ist die Bedeutung dieses Spiels für uns in keiner Weise geringer“, betont Zollitsch. „Wir sind stolz, dass wir so ein Spiel leiten durften und es war für uns wie eine kleine Belohnung am Saisonende.“
Dass drei Wochen später die große Belohnung für ihre Entwicklung folgen sollte, wussten Völkening und Zollitsch nicht. Doch Mitte Juni klingelte das Telefon erneut – und das Duo erfuhr von seinem Aufstieg aus dem Nachwuchs- in den Bundesligakader des Deutschen Handballbundes.
„Das war die Kirsche auf der Torte“, hält Zollitsch fest. „Wir freuen uns unfassbar, dass wir jetzt das erste Mal wirklich zu den „Großen“ gehören und dem Bundesligakader angehören.“ In der kommenden Spielzeit müssen sie sich gegen die etablierten Unparteiischen beweisen – bringen sie die Leistung nicht, steigen sie ab. „Wir haben keinen Welpenschutz mehr“, weiß auch Zollitsch. „Die Vorfreude auf die neue Saison ist jetzt schon riesig.“
Wer ist Jonas Zollitsch?
Jonas Zollitsch (25) bildet mit Marvin Völkening ein Schiedsrichter-Team. In der Saison 2022/23 gehörte das Duo noch dem Nachwuchskader an, stieg dank guter Leistungen jedoch für die neue Saison in den Bundesligakader auf. Für die Schiedsrichterei gab der frühere Torhüter im Alter von 21 Jahren seine Spielerkarriere auf. Beruflich ist der ausgebildete Industriekaufmann als Vertriebsmitarbeiter im Außendienst tätig.
Fotos: Sylvia Göres / Kenny Beele/DHB / Julia Nikoleit